Geschichtlicher Rückblick
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Anlass zur Stiftung der Mariensäule auf dem Moosgrund vor dem Hofmarkschloss in Tutzing im Jahre 1712 war wieder einmal der Krieg – der Streit um die spanische Krone, auf die sich die Herrscherhäuser der Bourbonen, Habsburger und Wittelsbacher Hoffnung machten. Der dreißigjährige Krieg lag gerade mal gut zwei Generationen zurück. Nun wieder das mitteleuropäische Szenario: Soldaten, meist gedungen, kämpften gegeneinander für die politischen Interessen ihrer Souveräne.
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Die Heere, ob eigene oder fremde, nahmen sich ohne Bedenken, was sie brauchten. Im fremden Gebiet wurde das Übrige vernichtet, oft mit Schaden an Leib und Leben der schutz- und wehrlosen Bevölkerung.
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Die Verschonung Tutzings durch die kaiserlichen Österreicher entgegen den üblen Erfahrungen und Berichten musste wohl wie ein Wunder durch höheren Schutz erscheinen.
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Genau das Gleiche empfanden die Tiroler, als sie die kurfürstlichen Bayern vertreiben konnten – und dankten es der Muttergottes ebenso wie ihre Gegenpartei mit der Errichtung eines von der Maria gekrönten Denkmals, der „Annasäule“ zu Innsbruck.
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Die gläubige Hinwendung zu Maria hielt – jedenfalls bei den von Gözengriens der Hofmark Tutzing – den schweren Zeiten stand (Verwaltung der Hofmark durch die Schwestern von Gözengrien bis zur Volljährigkeit des nächsten männlichen Erben von Vieregg – Aufklärung mit erheblichem Einfluss auf das kirchliche Leben u.a.m.).
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Die Unterhaltung und Pflege der hölzernen Marienstatue und Säule wurde offensichtlich ernsthaft und mit großem Aufwand betrieben. Auch nach dem Ersatz 1881/82 durch die heutige metallene Patrona Bavariae ist das hölzerne „Altöttinger“ Bildnis erhalten geblieben und wird in privater Hand sorgsam aufbewahrt.
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Zumindest der 2. Weltkrieg mit seinen furchtbaren Schrecknissen für Soldaten, Einwohner, Juden und andere Verfolgte auf allen Seiten hat die „Davongekommenen“ wieder an den Schutz von oben gemahnt – die Renovierungen und Restaurationen des historischen Denkmals 1951 und 1980 durch private, öffentliche und kirchliche Mittel, von den persönlichen Einsätzen und Anstrengungen gar nicht zu reden, weisen dies aus.
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Unsere Zeitläufte heute geben nicht weniger Anlass, den Dank für gnädigen Schutz in unserer Tutzinger Welt zu empfinden und dringend um die weitere Gewährung zu bitten: Kriege allerorten, mit Gemeinheiten und Grausamkeiten ohne Vorbild; gefährdete Lebensgrundlagen für Menschen, Tiere, Pflanzen; Ringen um Wirtschaftgüter und Wohlstand; weltweite Krankheiten und Seuchen; Katastrophen jedweder Art; die Hilflosigkeit der Helfenden…
Die Restaurierung der Tutzinger Mariensäule 2012 reiht sich in die Geschichte der Mariensäule nahtlos ein: das Anliegen mit dem Blick in die Zukunft ist mit der Bitte um Frieden kaum umfassender darzustellen: der gerechte Ausgleich zwischen all den unüberschaubaren und kaum zu vereinenden Interessen im Kleinen wie im Großen ist nicht anders als friedlich geschehend vorstellbar.
(Wolfgang Walther)
Auszug aus der Predigt am Festtag, 13. Mai 2012:
… Im christlichen Mittelalter gab es ein sehr menschliches Gesetz: angesehene und einflussreiche Personen, vor allem Frauen, konnten verfolgten Menschen unter ihrem Mantel Schutz gewähren und für sie um Gnade bitten. Eine solche Bitte wurde meistens erhört und die Verfolgten konnten gerettet werden. Dieser bergende und rettende Schutzmantel galt auch für Kinder, die keine Eltern hatten oder verleugnet wurden. Sie konnten adoptiert werden, wenn jemand bereit war, sie unter seinen Mantel zu nehmen. Welch großartige Erfindung!
Im 12. Jh. übertrug die Kirche diese Vorstellung vom Schutzmantel – recht bildhaft auf die Gottesmutter Maria. Was steht dahinter? Gott will, dass Menschen mitwirken dürfen am Heil und an der Erlösung der Welt. Das gilt für Maria und für so viele heilsame und barmherzige Menschen – nicht aus eigener Kraft, sondern aus der Kraft dessen, den Maria auf dem Arm trägt. Sie zeigt uns Jesus Christus in segnender Haltung.
Er sagt uns im heutigen Evangelium: „Ich nenne euch nicht mehr Knechte … vielmehr habe ich euch Freunde genannt. Nicht ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und dazu bestimmt, dass ihr euch aufmacht und Frucht bringt … (Joh 15, 15,16)
… In diesem Festgottesdienst feiern wir das 300-jährige Jubiläum der Tutzinger Madonna. Damals wurde sie gestiftet in großer Dankbarkeit für Schutz und Bewahrung in bedrängnisvollen Zeiten. Die gab es in der
langen Geschichte in vielfacher Weise. Wie oft haben die Menschen mit dem alten Lied aus dem 17. Jh. wohl gebetet .Maria, breit den Mantel aus, mach Schirm und Schild für uns daraus“? Viele Generationen haben in Verbindung mit diesem Marienbildnis bzw. mit der Gottesmutter Maria Trost und Hoffnung gefunden.
Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Mariensäule wiederum als Zeichen des Dankes und als Symbol des Friedens verstanden. . .. Viele, vor allem ältere Menschen in Tutzing, verbinden die Madonna auch heute mit dem Dank für den Frieden der vergangenen 7 Jahrzehnte. So wurde es in diesen Tagen am Fuße der Säule eingeschrieben:
2012 – 300 Jahrfeier
Dank für Frieden
Von weither ist die Tutzinger Madonna sichtbar. Großartig renoviert strahlt sie in neuem Glanz, ein Wahr-Zeichen unseres christlichen Glaubens. Sie weist den Weg und führt uns hin zu Jesus Christus. Ihn bitten wir in Dankbarkeit mit Maria um Schutz und Segen für alle Menschen hier in Tutzing und weit darüber hinaus…
(Peter Brummer)
Das Echo einzelner Menschen auf ein besonderes Fest:
Was hat mich beeindruckt – was hat mir Freude gemacht?
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die gute Gemeinschaft, auch in der Vorbereitung und Gestaltung die Zusammenarbeit mit der Gilde und die Unterstützung einiger Vereine
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die interessante Darbietung der Heimatbühne zur Entstehung und Geschichte der Mariensäule
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die Andacht im Festzeit hat mich beeindruckt, dadurch ist das Bierzelt ein „heiliger“ Boden geworden – schön mit Kerzen beleuchtet
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die Vielfalt der Musik, die beiden Blaskapellen, Liederkranz, Kirchenchor und die St. Joseph-Bläser
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der schöne Blumenschmuck allerorten und besonders an der Mariensäule
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die große Zahl der aktiv Mitwirkenden am Samstag und Sonntag
die vielen Besucher, trotz des schlechten Wetters auch am Abend
die Verbindung mit der St. Josephs-Kirche durch den festlichen Kirchenzug am Sonntag
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die Anwesenheit der Reiter und Pferde aus Warngau
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der Freiluftgottesdienst am Sonntag mit vielen Mitfeiernden war sehr feierlich und beeindruckend – die Stimmung über dem See und die sichtbare Gemeinschaft aller Generationen
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die Muttertagsherzen an der Mariensäule
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die Kutschfahrten durch den Ort waren bei den schönen Wetter eine besondere Freude – Danke an Gerhard Kuhn
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das gute Essen mit Würstl und Schweinebraten und den 52 tollen Kuchen von fleißigen Kuchenbäckerinnen
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die vielen Menschen in Tracht und die Tänze der Gildekinder
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die Bereitschaft zum Helfen, die unkomplizierte Zusammenarbeit der vielen Menschen, die Spontanität und Flexibilität aller Mitwirkenden, die Pünktlichkeit und die Zuverlässigkeit der Mitarbeiter (wurde von den Organisatoren sehr geschätzt); großer Dank den Organisatoren – trotz Regen und Kälte hat alles wunderbar geklappt