Einem hervorragenden und spannenden Vortrag durften am Donnerstag, den 21. Februar 2019 die Gäste folgen. Der Vortragende, Herr Dr. med. Bert te Wildt, Chefarzt der Psychosomatischen Klinik Kloster Dießen – ein viel gefragter Fachmann auf seinem Gebiet – sprach über „Internetabhängigkeit und ihre Folgen für uns und unsere Kinder“. Im vollen Saal des Roncallihauses herrschte vollkommene Stille während der Referent – der viel unterwegs ist in Deutschland, in vielen Ausschüssen und Gremien sitzt – den Gästen aus seinem Erfahrungsschatz und seiner vielen Jahre Berufserfahrung das Thema nahe brachte. Zunächst stellte er klar, dass er kein Feind des Internets oder der Technik ist. Es muss klar sein, dass wir uns nicht abhängig machen von der Technik und ohne sie nicht mehr leben können, sondern die Technik ein Hilfsmittel ist, uns den Alltag zu erleichtern. Deshalb ist es sehr wichtig, dass der Nutzer auch noch andere Freizeitbeschäftigungen hat, als mit dem Computer und dem Smartphone zu spielen. Wie organisieren wir uns, wenn alle digitalen Medien ausfallen?
Ob jemand in Abhängigkeit verfallen ist kann nur über die Beobachtung von 5-12 Monaten geschehen. Es gibt kein Sozialleben mehr, der Spieler vereinsamt, existentielle Bedürfnisse werden nicht mehr befriedigt. Die allerhäufigste Suchtvariante sind Spiele. Sollte man dem Abhängigen sein Medium wegnehmen oder zerstören kann das negative Folgen haben, z.B. Depression, Aggression, körperliche Einschränkungen. Besonders anfällig für Abhängigkeit sind Menschen mit Depressionen, Angst und ADHS. Zur Heilung müssen die Betroffenen jedoch die Bereitschaft mitbringen, abstinent zu werden. Sie müssen körperliche und soziale Nischen finden, die freie Zeit zu füllen. Es hilft nicht, wenn nur die Angehörigen wollen, dass der Kranke gesund wird. Es gibt tolle Kliniken wie Auxilium Reloaded und eben in Dießen. Zur Heilung hilft oftmals die Achtsamkeit für die analoge Welt, Kunst, Musik oder auch tiergestützte Therapien. Auch im Internet gibt es Hilfen z.B. die Online Ambulanz OASIS oder von der BZGA ins-netz.gehen.de
Es sollte jedoch gar nicht zur Krankheit kommen. Der Mensch muss eine innere Medialität entwickeln. Er sollte die Welt und die Selbsterfahrung mit allen Sinnen entdecken können. Das Erlernen analoger Kulturtechniken ist den digitalen auf jeden Fall voranzustellen. Die Formbarkeit des heranwachsenden Gehirns muss berücksichtigt werden, deshalb sollten Eltern darauf achten, dem Kind vor dem 8. Lebensjahr noch keinen Umgang mit digitalen Medien zu gestatten, da es vorher die reale und die digitale Welt nicht auseinander halten kann. Der Erwachsene sollte Vorbild sein und man sollte sich Zeitinseln schaffen, wo man ohne digitale Medien Freizeit gestaltet.
Anschließend antwortete der Referent noch geduldig auf die vielen Fragen des Publikums. Wir danken Herrn te Wildt für seinen interessanten und lehrreichen Vortrag.