Am Freitag, 15. November 2019 gab es im Roncallihaus einen interessanten Vortrag von Franz Maget, dem bayerischen Politiker, der 23 Jahre Mitglied des Bayerischen Landtags, 9 Jahre Oppositionsführer und zweimal Spitzenkandidat der SPD in Bayern gewesen ist. Nach dieser langen Zeit war er nicht bereit für den Ruhestand, sondern für einen radikalen Neuanfang. 2016 ging er zusammen mit seiner Frau nach Tunis. Dort arbeitete er als Sozialreferent an der Deutschen Botschaft. Dabei ging es darum, die junge Demokratie in Tunesien zu stärken und die Organisationen der Zivilgesellschaft zu ermutigen. Insbesondere sollten weitere Brücken zwischen Tunesien und der Bundesrepublik Deutschland geschlagen werden. Jetzt ist er Sonderberater für Ausbildung und Beschäftigung für die Länder des Maghreb und Ägypten beim Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit. Deshalb kennt er sich gut aus im arabischen Raum und erklärte in seinem Vortrag das Zusammenspiel der einzelnen Länder und die Schwierigkeiten, die es dabei gibt. Sein Fazit über das, was vom arabischen Frühling übrig geblieben ist: Tunesien ist das Land, das sich am besten in freiheitlicher Demokratie mit Menschenrechten entwickelt hat. Marokko ist stabil, durch den autoritären Führungsstil sehr modern in der Nutzung der erneuerbaren Energien.
Algerien wird autoritär geführt und ist stark religiös, was das Leben sehr schwer macht. Algerien ist der wichtigste Kunde der deutschen Rüstungsindustrie. Libyen ist in kleine Provinzen zerschlagen. Es herrschen bürgerkriegsähnliche Zustände und der Menschenschmuggel ist eine große Einnahmequelle. Ägypten ist stark religiös, es regiert das Militär, sie sind verbündet mit Russland, das Land hat viele Probleme und keiner weiß, wie es weiter geht. Jordanien ist völlig abhängig von den USA und den Saudis und gegen den Iran braut sich etwas zusammen. In Afrika gibt es viele Diktatoren und viel Korruption. Europa spielt im arabischen Raum eine untergeordnete Rolle. Es gibt in allen Ländern so viele ideologische und wirtschaftliche Interessen, dass dadurch immer wieder Konflikte herauf beschwört werden.
Pfarrer Brummer dankt dem ökumenischen Unterstützerkreis für die Organisation und dem Referenten für seinen informativen und hervorragend frei vorgetragenen Vortrag, der uns Einblicke gegeben hat, wie schwer es ist, in Ländern anderer Kultur die Zivilgesellschaft zu unterstützen und Entwicklungszusammenarbeit zu fördern.