Kircheninnenrenovierung und Altarweihe am 8. November 2009
Eine Kircheninnenrenovierung dauert und vieles muss dabei bedacht werden. Der Liturgieausschuss war an diesen Überlegungen von Anfang an beteiligt. Unser besonderes Anliegen war es, der durch das 11. Vatikanum veränderten Liturgie und Gottesdienstgestaltung noch mehr gerecht werden zu können.
In sehr vielen Sitzungen, Besichtigungen unserer und vieler anderen Kirchen und Besprechungen mit Kirchenverwaltung, Pfarrgemeinderat, Künstlern, Handwerkern sowie den Sachverständigen der Diözese machten wir uns auf den Weg, die Chance der Renovierung zu nutzen.
Die Um- und Neugestaltung des Altarraumes war hierbei unsere zentrale Aufgabe. Hierzu gehörte die gelungene Verschiebung des Kommuniongitters, die Verlegung des Volksaltares, des Ambos und des Taufbeckens, um eine größere Nähe zu den Gottesdienstbesuchern zu schaffen. Die Marienverehrung hat einen neu geschaffenen „Gebetsraum“ erhalten. Dazu haben wir die Marienstatue aus ihrem „Schattendasein“ herausgeholt und bewusst einen auf Maria ausgerichteten Gebetsraum gestaltet.
Das bisherige Taufbecken begrüßt nun viele Kirchenbesucher beim Betreten der Kirche. Das sprudelnde Weihwasser verweist auf die lebendige Quelle, die unsere Taufe für unser ganzes Leben darstellt. Mit dem Weihwasser und dem alten Taufbecken steht jedem Kirchen- und Gottesdienstbesucher die lebenspendende Kraft des Bundes vor Augen, den Gott mit jedem einzelnen von uns geschlossen hat. Ergänzt werden diese Kernpunkte der Kirchenrenovierung durch eine andere Beleuchtung, die Deckengemälde mit ihrer theologischen Bedeutung, die Hervorhebung der Apostelleuchter, die Neugestaltung der Nebenaltäre und besonders natürlich auch die neue Farbgestaltung der Wände und Decke. Dass viele unserer Vorstellungen umgesetzt werden konnten, verdanken wir insbesondere der intensiven, vertrauensvollen und fruchtbaren Zusammenarbeit mit der Kirchenverwaltung.
Wir freuen uns, dass mit all diesen Maßnahmen unsere Kirche noch mehr zu einem Gebetsraum werden konnte, der der Vielfalt liturgischer Gestaltung und gemeinsamen Feierns einen noch würdigeren Rahmen gibt.
(Für den Bauausschuss und für den Liturgiekreis: Helmut Lechner, Martin Held)
Thomas Link, akademischer Bildhauer, Studium an der Akademie der Künste in München, Teilnahme an nationalen und internationalen Bildhauersymposien, Kunstprojekte u.a. auch in Italien, Japan und in der Schweiz, seit 2000 auch Gestaltung von Altären.
Konzept zur Neugestaltung der liturgischen Orte
Zelebrationsaltar, Ambo und Taufstein sind gestaltet und ausgeführt in hellem Botticino-Marmor aus Italien. Die Grundlage der Konzeption der liturgischen Orte sind der Bezug zum Hochaltar und die Gedankenbilder zu „Getragensein“ und „Wandlung“.
Der Zelebrationsaltar – Korpus Christi entwickelt im Bezug zur Raumsituation eine weit ausladende rechteckige Mensa. Sie ruht und wird gehoben von einem im Grundriss kreuzförmigen Trägerstein. Dieser steigt empor aus dem Geviert des schweren Basissteins , so dass sich unten eine Blickachse durch den Stipes eröffnet. Der Basisstein selbst ist die Verbindung zur Erde, steht für den Aspekt des Irdischen.
Die Mensa steigt auf und breitet sich aus in den Raum, scheint zu schweben – Bild des Übergangs, der Wandlung. Auf der Mensa vollzieht sich die Wandlung in der Eucharistiefeier. Getragensein – Bild für die Botschaft Christi. Sie trägt den Menschen im
Glauben, im Gebet, im täglichen Tun, erhebt ihn im Herzen und im Geiste. Getragensein heißt nicht, den Boden zu verlieren, sondern bedeutet Hingabe im Vertrauen.
Der Ambo – der Tisch des Wortes – eine Stufe tiefer als der Altar, kommt der Gemeinde entgegen, ein Gestus des Nahebringens der Verkündigung durch das gesprochene Wort Christi.
Der Taufstein, der dem Ambo seitlich gegenüber steht, schließt den Kreis der neuen liturgischen Orte. Das Taufbecken – weit und offen gestaltet – symbolisiert in seiner Gestalt den Aspekt des Aufnehmens und Empfangens. Taufstein und Ambo sind formal dem Konzept des Zelebrationsaltares verpflichtet. Die goldenen Bänder unterstreichen die Zusammengehörigkeit der neuen liturgischen Orte als ein Ganzes und ihren Bezug hinauf zum Hochaltar.
Thomas Link
Das Grußwort des Architekten
Die Aufgabe, als Architekt die Umgestaltung und Renovierung der Pfarrkirche St. Joseph zu übernehmen, war für mich eine große Ehre, die ich mit großem Engagement, mit Ernsthaftigkeit und Respekt angegangen bin. Im sakralen Raum zu wirken war für mich als Christ und als Architekt eine besondere Aufgabe.
Die Planunqsphase war ein intensiver Prozess, in dem viele Stimmen miteinbezogen waren. Mit zahlreichen .Modellen und Plandarstellungen wurde, in regelrnäßigen Sitzungen in großer Runde diskutiert und abgestimmt. Viele Themen wurden bis zuletzt überdacht und vor der endgültigen Entscheidung reiflich geprüft. Die demokratische Meinungsbildung war eine Herausforderung und erforderte auch eine rechtzeitige Zurücknahme der eigenem Person als Architekt.
Das Ziel der Baumaßnahme war, der neuen liturgischen Ordnung auch im Kirchenraum Ausdruck zu verleihen. Damit war verbunden, die Stufenanlage vorzuziehen und das Kommuniongitter zu versetzen. Altar, Ambo und Taufbecken wurden neu platziert und gestaltet. An den Seitenwänden des Langhauses fand eine Reduktion auf das Wesentliche statt. Die Reinigung, der Neuanstrich der Raumschale und das neue Beleuchtungskonzept sowie die weiteren Details zeigen Ihre Wirkung. Die Kirche erscheint in neuem Glanz. Ich hoffe, dass die Tutzinger Kirchgänger Gefallen an Ihrer neuen alten Kirche finden, dass sie sich dort wohl fühlen und sich mit dem Ort identifizieren können.
Danken möchte ich den vielen Helfern, ob sie ehrenamtlich, als Dienstleister oder als Ausführende tätig waren. Schätzen gelernt habe ich auch die weise Führung des Projektmanagements der Diözese Augsburg, die – ohne aufdringlich zu sein -, beratend zur Seite stand.
Ein besonderer Dank gilt den Handwerkern. Die kurze Renovierungszeit konnte dank dem Engagement der Betriebe eingehalten werden. Erfahren durfte ich, wie verantwortungsbewusst sich die ehrenamtlichen Kirchenvertreter zusammen mit Herrn Pfarrer Brummer und Herrn Mühleck als Kirchenpfleger der Pfarrgemeinde St. Joseph widmeten, sodass am Ende ein Gemeinschaftsprojekt verwirklicht wurde, welches die Zustimmung sehr vieler Kirchenbesucher finden kann.
Ich wünsche Ihnen allen eine besinnliche Adventszeit.
Ihr Gottfried Herz, Architekturbüro Herz