Am Palmsonntag erinnern sich Christinnen und Christen auf der ganzen Welt an den Einzug Jesu in Jerusalem. Kein großes Heer, keine stolzen Reiter, keine Waffen. Stattdessen: Ein einfacher Esel, genauer gesagt eine Eselin – ein schlichtes, unspektakuläres Tier. Auf ihr reitet Jesus in die Stadt. Nicht mit Macht und Prunk, sondern in Demut und Frieden. Wir hatten dieses Jahr leider keinen Esel mehr bei der Prozession vom Thomaplatz zur St. Joseph-Kirche mit dabei, da die Eselin Leni, die uns viele Jahre begleitet hat, in einem stolzen Alter in den Eselhimmel einziehen durfte.
Aber wir zogen mit dem Kreuz voran singend durch den Ort bis in die Kirche St. Joseph ein. Pfarrer Seidel ging in seiner Predigt noch einmal auf den Esel ein, der Jesus beim Einzug in Jerusalem getragen hat. Er sagte, es war kein Kriegspferd, das ihn trug, kein Tier für den Kampf. Die Eselin ist ein Lasttier, das sonst Ernte trägt oder Wasser aufs Feld bringt – sie dient dem Leben. Und genau das ist das starke Bild, das Palmsonntag in unsere Gegenwart trägt: Jesus kommt nicht, um zu herrschen, sondern um zu dienen. Er reitet nicht hoch zu Ross, sondern wählt den Weg der Schlichtheit.
Damit sendet er ein klares Signal: Seine Absicht ist friedlich. Er bringt Hoffnung, nicht Drohung. Er will aufrichten, nicht unterdrücken. Er bringt eine Botschaft, die bis heute aktuell ist – eine Botschaft, die unser Leben verändern kann, wenn wir sie ernst nehmen.
Was bedeutet das für uns? Wenn wir die Botschaft Jesu heute weitertragen wollen, dann nicht laut, nicht überheblich – sondern in Demut. Wir sind eingeladen, Friedensstifter zu sein. Menschen zu stärken. Da zu sein für andere. Nicht über sie zu herrschen, sondern ihnen zu dienen.
Palmsonntag fragt uns: Welches Tier würden wir wählen? Würden wir mit Jesus auf der Eselin reiten – oder auf einem hohen Ross?
Pfarrer Seidel gab am Ende seiner Predigt mit in diese Karwoche, dass jede und jeder eingeladen ist, sich diese Frage in die neue Woche mitzunehmen. Ein Beispiel zu nehmen an Jesus, dem Herrn, der anders kam – und gerade darin Hoffnung bringt.

