St. Joseph

Die alte Pfarrkirche St. Peter und Paul konnte ihrer Aufgabe genügen, solange die Ortschaft Tutzing ein kleines Fischerdorf blieb. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und der Gründerzeit vor dem 1. Weltkrieg wuchs die Bevölkerung Tutzings rasch. Diese Entwicklung lässt verstehen, dass erste Initiativen für einen Kirchenneubau bereits 1885/88, gefördert vom damaligen Pfarrrer Monsignore Simon Schmid, in die Gründung eines Kirchenbauvereins mündeten, mit dessen Hilfe 1897 der Bauplatz in der Ortsmitte der Pfarrgemeinde überlassen wurde. 1914 waren bereits 200000 Goldmark Kapital für einen Kirchenneubau vorhanden, doch kam keine Einigung über das Bauvorhaben zustande. Durch Kriegsanleihen und Inflation in der Nachkriegszeit ging das angesammelte Geld verloren. 1925 wurde der Kirchenbauverein neu gegründet und durch die Tatkraft von Pfarrer Joseph Boeckeler Bauplanung und Baubeginn vorangebracht. Am 29. April 1928 war die feierliche Grundsteinlegung zur Ehre des Schutzpatrons, des Hl. Joseph, am 14. Juli 1928 die Hebefeier. Am 23. Juni 1929 wurde die neuerbaute Josephs-Kirche geweiht. Nach dem Plan des Münchner Architekten Richard Steidle, der die Franziskanerkirche in München-Giesing errichtet hatte, erfolgte der Bau der Tutzinger Pfarrkirche im neubarocken Stil. Die Kirche auf der Anhöhe in Ortsmitte wurde durch ihre Größe und die hohen Doppeltürme mit ihren Kuppeln und Laternentürmchen zu einem weithin über den See sichtbaren Wahrzeichen Tutzings.

Das Tutzinger Glockengeläut ist weithin über den See zu hören. Die Gussstahlglocken aus Apolda in Thüringen, geweiht im März 1929, überdauerten den 2. Weltkrieg, fielen aber der langsamen Zerstörung durch Rostfraß anheim und mußten 1991 durch neue Glocken ersetzt werden. Der Hochaltar (Bild rechts) nach dem Entwurf des Architekten Ludwig Behr ist eine letzte Stiftung des damaligen Schloßherrn Marcezell von Nemes. Das Altarbild ist eine Kopie nach G. B. Tiepolos „Anbetung der Könige“, 1753 als Altarbild für die Abtei Münsterschwarzach in Franken ausgeführt, das 1804 als Säkolarisationsgut in den Besitz der alten Pinakothek nach München kam. Auf dem linken Seitenaltar steht eine Madonna, gefertigt von Alois Schmid aus Oberammergau, der rechte Seitenaltar trägt eine gefasste Holzskulptur des Kirchenpatrons, des Hl. Joseph, eine Arbeit von Josef Baumgartner aus Forstenried. Auf einem rückwärtigen Seitenaltar thront in einem Schrein die 1953 der Kirche aus Privatbesitz zurückgegebene Tutzinger Madonna mit dem Tutzinger Christkindl, eine von den „schönen Arbeiten“ des altbayerischen Barocks mit Brokat und Seide, Spitzen und Borten sowie den goldenen Kronen. Die erste Gesamtrenovierung der neuen Kirche erfolgte 1956. Eine vollkommene Innen- und Außenrenovierung wurde unter Pfarrer Hans Marquard 1978/79 durchgeführt, als die Kirche ihr 50-jähriges Bestehen feierte. 1972 war die neue Eindeckung des Kirchendaches erfolgt, nachdem bereits zuvor Lautsprecheranlagen neu eingebaut wurden. Die Erneuerung der Heizungsanlage fand 1975 statt. Am 19. Februar 1984 konnte die mit großem Kostenaufwand eingebaute neue Sandtner-Orgel in einem Festgottesdienst durch Weihbischof Rudolf Schmid geweiht werden. 1991 erhielt die Pfarrkirche durch eine hochherzige Stiftung neue Glocken. Die in Heilbronn gegossenen neuen Glocken wurden durch H.H. Missionsbischof Rudolf-Maria Koppmann für St. Joseph geweiht.

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