St. Nikolaus ist eine der liebenswürdigsten Kirchen in dieser Gegend.
Laut Chronik mussten die Tutzinger früher hier oben die Christmette feiern. Um 1400 boykottierten sie die mitternächtliche Messe und den beschwerlichen Fußmarsch und blieben zu Hause. Ein Kompromiss wurde 1403 ausgehandelt. Die Mette wurde in Tutzing zelebriert, die Messe am 1. Weihnachtsfeiertag jedoch hier oben.
Der mittelalterliche, heute verputzte Tuffsteinbau wurde mehrfach verändert. 1723 kam der Chor hinzu, 1773 die Sakristei. Mitte der 50er Jahre wurde die Kirche grundlegend restauriert. Die ursprüngliche Ausstattung hat man neu und übersichtlich geordnet. Die Figuren aus der Gotik und dem späten 17. Jahrhundert kommen wieder voll zur Wirkung: Der schwerfällige Hochaltar von 1802 wurde bis auf die Mensa herausgenommen und durch einen barocken Aufsatz mit Säulenarchitektur ersetzt. Er kommt aus Baldham – Dorf aus der Pfarrgemeinde Vaterstetten.
Den Hochaltar (sh. rechts) krönt eine Abbildung des Namenspatrons: der Heilige Nikolaus (1661). Die mit schwerem Stoff bekleidete Madonna und eine Figur des heiligen Sebastian schmücken die beiden Seitenaltäre. Zusätzlich birgt die Kirche Skulpturen des heiligen Florians, der heiligen Odila, eine schmerzhafte Mutter Gottes sowie ein spätgotisches Kreuz. Die Wandung der Kirchenbänke und der Kanzel aus dem späten Barock ist reich geschnitzt. Die Kirche birgt zwei Besonderheiten: die Plastik der Heiligen Kümmernis an der Nordwand der Kirche und die Orgel.
Italienische Kaufleute brachten Ende des Mittelalters Nachbildungen byzantinischer Kruzifixe, die Christus nicht nackt und bloß, sondern mit einer langen Ärmeltunika bekleidet und mit einer Königskrone geziert zeigten, nach Bayern. Das Volk sah bei uns nun in dieser ungewohnten Darstellung nicht den Erlöser, sondern eine gekreuzigte Frau und brachte sie in Zusammenhang mit der Legende von der Heiligen Kümmernis. Diese wurde als sizilianische oder portugiesische Königstochter bezeichnet, die um 130 Christin wurde.Sie soll mit einem heidnischen Prinzen verheiratet werden, verweigert jedoch die Ehe.
Sie wird daraufhin von ihrem Vater in den Kerker geworfen und gemartert. Auf ihre inständigen Gebete um Verunstaltung wächst ihr ein Bart. Der erzürnte Vater lässt sie ärmlich gekleidet ans Kreuz schlagen und höhnt, sie möge so dem himmlischen Bräutigam gleichen. Die Sterbende betet drei Tage lang und bekehrt mit vielen anderen auch ihren Vater. Die zweite Besonderheit ist die Orgel. Beim Stöbern wurde sie 1989 zufällig auf dem Dachboden des alten Hauptgebäudes des Tutzinger Gymnasiums gefunden. Es ist eine kleine einmanualige Pfeifenorgel, die 1720 von Franz Schleich in Regensburg gebaut wurde. Sie wurde in Stand gesetzt und bei der Feier des Patroziniums Anfang der neunziger Jahre wieder geweiht.
In der St. Nikolauskirche in Oberzeismering finden an hohen Feiertagen zum Patrozinium und zu Allerheiligen, Gottesdienste statt, gern festliche Trauungen, aber auch Begräbnismessen. Die kleine niedrige Kapelle innerhalb der Kirchhofmauer am Eingang war ursprünglich ein Beinhaus.